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Beitrag vom 26.09.2011
Rosenstolz - Wir sind am Leben
Leonie Schwarzer
195.742 "Gefällt mir"-Klicks auf Facebook, elf veröffentlichte Alben, unzählige Singles, vier Echo-Auszeichnungen und ein eigenes Rosenstolz-Pedia: Die Band kann zu Recht...
... von sich behaupten, ein Stück deutscher Musikgeschichte geschrieben zu haben. Nach dem Burn-Out von Peter Plate im Jahr 2009 und einer dreijährigen Pause vom Musikgeschäft kommt jetzt endlich das neue Album - "Wir sind am Leben".
Mit den Fragen
"Hast du alles probiert
Hast du alles versucht
Hast du alles getan"
eröffnen Rosenstolz ihr zwölftes Album und leiten damit einen Neuanfang ein. Für die Aufnahmen zu "Wir sind am Leben" nahmen sie sich von Februar 2009 bis Juli 2011 Zeit. Ganz ohne Stress schrieb Peter neue Songs und erholte sich langsam von seiner Krankheit. Den elf Stücken des neuen Albums, die sich immer irgendwo zwischen Schlager und Pop bewegen, merkt man diese Reife an. Die Höhen und Tiefen der Band, die Spuren des Lebens und bewegende Erfahrungen zeichnen ihre Musik heute aus. Nach den Phasen der Startschwierigkeiten und den überragenden Erfolgen folgt nun die dritte Etappe der Bandgeschichte. Anna erklärt: "Nun beginnt Rosenstolz 3.0. Eine Phase, die wir langsam angehen wollen. Schließlich kann es nicht darum gehen, so weiter zu machen. Wir fangen einfach noch mal von vorne an!"
Begonnen hat alles im Jahr 1991. Die Band gründete sich in Peters Küche irgendwo in Berlin-Friedrichshain und erarbeitete sich mühsam den Weg nach oben. Anfangs spielten die beiden noch auf kleinen Bühnen, hofften auf 50 BesucherInnen. Heute stürmen Tausende ihre ausverkauften Konzerte. Der Durchbruch gelang ihnen 1999 mit dem Album "Zucker", das sofort auf Platz Zwei der Albumcharts schoss. Mit Singles wie "Liebe ist Alles", "Ich geh in Flammen auf", "Auch im Regen" und "Gib mir Sonne" eroberten die beiden die Top Ten und brachen alle Rekorde. Das 2008 erschienene Album "Die Suche geht weiter" ging direkt auf Platz Eins der deutschen Albumcharts und erreichte Dreifach-Platin.
Es gibt kein schön´res Wort als "Frei" ("Flugzeug")
Mit dem Opener "Wir sind am Leben" melden sich Rosenstolz eindrucksvoll zurück. Untermalt von fließenden Klavierakkorden singt Anna, mit gewohnt weicher und voller Stimme, vom Aufbruch. Peter Plate dichtete die Texte in einer schwierigen Phase und hatte anfangs vor, die Songs in einem Musical zu präsentieren. Diese emotionale Tiefe wird deutlich in der Authentizität des Songs. Bewegend, aber nie kitschig, verarbeitet der Sänger seine schmerzliche Zeit:
"Hast du wirklich gelebt
Hat deine Welt sich wirklich gedreht
Hast du alles getan
Wenn nicht, fang an"
Doch es ist keine Melancholie, die aus diesen Textzeilen spricht, sondern vielmehr eine lebensbejahende Zukunftsstimmung.
Das darauffolgende Stück "Überdosis Glück" erzählt von der Suche nach Glück und auch von der Angst, es nirgendwo zu finden. Mit schmetternden Trompeteneinsätzen, beigesteuert von Mitgliedern der Band "Seed", besingt Anna das ungeduldige Warten auf einen Höhepunkt im Leben.
Die Stücke "Lied von den Vergessenen", "E.N.E.R.G.I.E." und "Flugzeug" betonen die nach vorn gewandte Aufbruchstimmung. Mit Textzeilen wie "Ich bin bereit für den Sprung", "Bin gefallen, doch nicht gescheitert" und "Flieg davon, wohin du willst" verdeutlichen sie die Message des Albums: Glaub an dich, bleib stark und fang neu an! Der Song "Mein Leben im Aschenbecher" ist der einzige Titel des Albums, der von Peter Plate gesungen wird. Der Zuhörerin wird damit ein Einblick in seine Gefühlswelt und Krankheit gewährt:
"Und ich öffne die Augen
Ich will wieder sehen
Ich werd was bewegen
Ich will wieder stehen"
Ich geb meine Waffen ab/ Weil ich sie nicht nötig hab/ Du machst mich sprachlos ("Sprachlos")
In alter Rosenstolz-Tradition kommen natürlich auch Herzschmerz, Sehnsucht und Liebeskummer nicht zu kurz. "Sprachlos", "Marilyn", "Beautiful" und "Wir küssen Amok" fangen durch ihre minimalistische Instrumentierung die stillen Momente des Lebens ein und erzeugen generationsübergreifendes Gänsehaut-Feeling. Ein besonderes Highlight des Albums ist der ruhige Song "Irgendwo in Berlin", eine Liebeserklärung an eine besondere Stadt:
"Irgendwo in Berlin
Gehör ich Hin
Doch damit ich sicher bin
Muss ich immer wieder fliehen"
Parallel zu ihrem Album haben die beiden auch den Musical-Kurzfilm "Irgendwo in Berlin" gedreht, der am 28.09.11 um 2:25 Uhr auf SAT1 gezeigt wird.
AVIVA-Tipp: "Rosenstolz" bleibt sich treu und zaubert wieder ein Album voll tiefer Emotionen und poetisch-weiser Texte. "Wir sind am Leben" präsentiert uns elf Stücke, denen die Spuren des Lebens anhaften. Melancholisch, aber in lebensbejahender Aufbruchstimmung, hinterlässt die Musik einen Moment des Innehaltens.
Rosenstolz
Wir sind am Leben
Label: Universal Music, VÖ: 23. September 2011
Rosenstolz im Netz: www.rosenstolz.de
Video: Album Making-Of
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